Du magst es kaum glauben, aber ich war schon über dreißig, als ich das erste Mal geflogen bin. Und vor meinem ersten Flug ging es mir alles andere als gut. Ich hatte irrsinnige Flugangst. Aber ich wollte unbedingt Istanbul sehen. Und so musste ich die Flugangst überwinden und bin schließlich doch eingestiegen.
Und ich war heilfroh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Aber bei jedem weiteren Flug wurde die Flugangst weniger. Heute fliege ich sogar gerne! Da ich weiß, wie belastend diese Flugangst sein kann, habe ich einige Reiseblogger gefragt, wie das bei ihnen so ist. Und tatsächlich ist Flugangst ein Problem, das viele haben. Du bist also nicht alleine! Du kannst das schaffen!
Im Folgenden erzählen fünf Betroffene ganz offen und ehrlich von ihrer Flugangst und geben Tipps, die ihnen geholfen haben.
Eva von Mamas Reise Hacks
Auf MamasReiseHacks findest du Struktur im Chaos der Reiseplanung mit Kindern. Damit du mit Familie UND einem sicheren Gefühl in die Freiheit reisen kannst.
Wie die Flugangst plötzlich da war
Schon beim Gedanken an einen weiteren Flug überschlug sich mein Herzschlag. Und Schweißperlen sammelten sich an meinem Haaransatz.
Ich weiß noch genau den Tag X. Ich war alleine auf der Rückreise von Brasilien nach Deutschland. Als plötzlich mein Sitzgurt eng wurde, mein Hintern den Sitz verließ wie auf einer Wippe und mein Herz bis zum Hals hoch rutschte. Um mich herum schrien einige Leute vor Schreck. Dann war es auch schon wieder vorbei. Der Flieger war in ein Luftloch geraten und ein kleines Stück ruckartig nach unten gegangen.
Das war kein Problem für die Sicherheit. Aber es fühlte sich definitiv so an. Nun hatte ich also Flugangst. Ich, die begeisterte Weltentdeckerin und Reisewütige. Ich hasste diese Flugangst. Wollte mich davon nicht einschränken lassen. Wollte sie loswerden. Nur wie?
Autogenes Training als Mittel der Wahl
Ich habe alles an Informationen über Flugsicherheit und die Aufklärung von Flugzeugabstürzen wie ein Schwamm aufgesogen. Es ist beeindruckend, wie offen die Flugindustrie mit Fehlern umgeht. Sodass nie zweimal der gleiche Fehler auftritt.
Ich war fasziniert davon, dass bei jedem untersuchten Flugzeugabsturz eine Serie von meist 8 oder mehr Fehlern (menschlich wie technisch) notwendig waren, um überhaupt einen Absturz zu ermöglichen. Das hat meinen Kopf überzeugt von dem, was alle sagen: Fliegen ist sicher.
Aber meine Panik war trotzdem noch da.
Die musste auch noch weg. Also habe ich einen Kurs in autogenem Training angefangen. Damit konnte ich auf dem nächsten Flug tatsächlich mein hüpfendes Herz beruhigen und verfiel nicht in Panik.
Versteh mich nicht falsch. Der erste Flug danach war unangenehm. Sehr unangenehm. Aber ich war stolz, dass ich meinen Körper und Geist kontrollieren konnte – und nicht anders herum.
Mit jedem zusätzlichen Flug wurde es besser. Inzwischen kann ich sogar meine Kinder im Flieger beruhigen.
Wenn du deine Flugangst wirklich loswerden willst, dann schaffst du es auch!
Mehr zur Sicherheit im Flieger und was du tun kannst, findest du hier: Wie ein Bus und ein Fußballstadion deine Flugangst besiegen können.
Liane von DieReiseEule
Hinter DieReiseEule versteckt sich Liane, die hauptberuflich im Gesundheitswesen arbeitet. Sie berichtet auf DieReiseEule authentisch über Reiseziele im In- und Ausland und ihre Wahlheimat-Stadt Mainz.
Ein Kindheitserlebnis als Auslöser
Flugangst begleitet mich seit meinem ersten Flug. Wahrscheinlich ist dieser sogar daran schuld, dass ich sie entwickelt habe.
Ich war ca. 10 oder 12 Jahre alt, als unsere Familie einen Rundflug in einer Cessna über Kassel buchte. Das Wetter war schön. Blauer Himmel wie aus dem Bilderbuch. Da ich klein und jung war, wollte meine Mutter mich besonders schützen und so landete ich in der Mitte auf der Rückbank.
Niemand erklärte, was nun passieren würde. Und sehen konnte ich nur das Innere des Flugzeugs und einen Miniausschnitt Himmel. Es wackelte, es rumpelte und ich hatte einfach nur Angst.
Die Angst beim Fliegen
Diese Angst ist geblieben. Heute geht es mir bis zum Check-in gut. Aber sowie es ans Einsteigen geht, bekomme ich Herzklopfen, Schweiß auf der Stirn, eiskalte Hände und Füße. Ich zittere am ganzen Körper.
Wenn ich dann noch im Gedränge stehe, wird es noch schlimmer. Daher versuche ich immer lange zu warten und steige gerne als eine der letzten ein. Ganz extrem wird es, wenn wir auf der Startbahn stehen und das Röhren der Motoren losgeht. Ich klammere mich an meine Armlehne (oder kneife meinen Mann unabsichtlich in die Arme). Ich muss dann tief ein- und ausatmen.
Ohne Fensterplatz geht es nicht. Egal wie hell oder dunkel es draußen ist, ich muss hinausschauen können. Ansprechen sollte man mich besser nicht – oder zumindest keine Antwort erwarten. Ich verstumme und konzentriere mich nur noch auf mich selbst.
Und mir laufen immer die Tränen vor Stress. Besser wird es erst, wenn wir die Flughöhe erreicht haben. Allerdings kann ich im Flugzeug nicht schlafen. Selbst auf meinem Flug nach Australien habe ich keine Minute schlafen können und war bei der Ankunft im Hotel über 30 Stunden wach und entsprechend gerädert.
Das gleiche Spiel (heulen, verkrampfen, „hecheln“) gibt es beim Landeanflug noch mal. Kaum, dass wir auf der Landebahn aufgesetzt haben, versuche ich mit den Füßen mitzubremsen und verspanne den gesamten Körper. Erst wenn die Maschine endlich die endgültige Warteposition eingenommen hat, löst sich die Anspannung.
Martina und Jürgen von PlacesofJuma
Auf PlacesofJuma schreiben Martina & Jürgen über ihre schönsten Reisen rund um den Globus. Die beiden lieben Fotografie und sind daher stets auf der Suche nach den schönsten Plätzen und Orten.
Roadtrip statt Flugreise
Lustigerweise ist Flugangst, obwohl wir als Reiseblogger arbeiten, ein ständiger Begleiter. Nicht, dass sie uns hindern würde, unseren Träumen nachzugehen. Aber sie hat doch einen beachtlichen Einfluss auf unser Reiseverhalten.
Sie ist der Grund, warum wir zum Beispiel extrem viel mit dem eigenen Auto unternehmen und einen coolen Roadtrip jeder Flugreise vorziehen würden. Eine Fahrt von Wien nach Paris ist dank der Flugangst für uns nicht der Rede wert.
Ich denke, jeder geht anders mit dem Thema Flugangst um. Manche setzen keinen Fuß in ein Flugzeug, bei anderen siegt die Reiselust. Natürlich fliegen wir auch, probieren jedoch, unnötige Flüge so gut wie möglich zu vermeiden.
Umgang mit der Angst
Gebucht werden ausschließlich Direktflüge. Um die nervliche Anspannung beim Umsteigen und erneutem Boarding zu vermeiden. Zudem sind für uns Kurztrips mit dem Flugzeug ein No-Go. Wenn wir fliegen, dann bleiben wir in dieser Destination auch länger und reisen vielleicht auch daher etwas intensiver.
Unserer Erfahrung nach hilft es, sich den Flug so angenehm wie möglich zu gestalten. Eine renommierte Fluglinie mit gutem Bordservice ist da Gold wert und wird jeder Billigairline vorgezogen.
Julia von juliasjourneyz.com
Julias Journeyz ist ein Blog über das Reisen und ein minimalistisches Mindset. Julia Beatrice schreibt vor allem über naturnahe Orte und Individualreisen. Für 2021 plant sie, noch viel mehr von Europa zu entdecken – bevorzugt auf dem Landweg.
Flugangst besiegen durch Konfrontation mit der Angst
Auslöser für die Flugangst sind oft Erlebnisse bei Start, Flug oder Landung, die als bedrohlich empfunden werden. Genau das war auch bei mir der Fall: Auf meinem Flug von Amsterdam nach San Francisco vor zehn Jahren trat eine unerwartete Situation ein. Wenige Meter über dem Boden zog der Pilot die Maschine wieder nach oben.
Ich erinnere mich noch genau, wie ich auf dieses unerwartete Ereignis reagierte: Minutenlang erhielten wir keine Informationen. Minuten, in denen ich gleichzeitig erstarrte, obwohl mein Herz raste und meine Atmung immer flacher wurde. Ich fing an zu weinen. Panikattacken kannte ich bis dahin nicht. Aber in dem Moment machte ich genau das durch. Der Co-Pilot meldete sich und sprach von einem „nicht-normalen Verfahren“. Kurz danach korrigierte er sich – „Entschuldigung, ein normales Verfahren“.
Er machte die Sache irgendwie nicht besser.
Bis heute weiß ich nicht, was genau passiert ist. Blockierte ein anderes Flugzeug die Landebahn? Trotz intensiver Recherchen habe ich es nicht herausfinden können. Was ich hingegen genau weiß: Ab diesem Zeitpunkt hatte ich mit einer handfesten Aviophobie zu kämpfen.
Damals wäre ich am liebsten nie wieder geflogen. Die Vermeidungsstrategie ist jedoch bei Ängsten die schlechteste Taktik – und gerade bei der Flugangst gilt: Du überwindest sie nicht, wenn du dich ihr nicht stellst.
Kein Jahr später sitze ich gespannt mit weiteren acht Teilnehmenden in einem Hotel am Flughafen Hannover und warte auf mein Flugangst-Seminar. Der Coach erklärt: „Die Angst ist wie eine Primadonna: Je mehr Bühne man ihr gibt, desto mächtiger wird sie.“ Deswegen ergründen wir an dem Wochenende unsere individuellen Probleme mit dem Fliegen und ändern unsere ängstliche Haltung in eine zuversichtliche.
Information schlägt Angst
Neben dem Seminar hat mir das Wissen über die Luftfahrt ganz besonders geholfen. Mich mit der Fliegerei auseinanderzusetzen, wurde für mich zu einem Faszinosum. Ich las mir eine Menge Wissen an. Beschäftigte mich auch mit Flugzeugabstürzen und was die Luftfahrt daraus lernte. Und in einem Jahrhundert nach der Eroberung der Lüfte wurde aus jeder Auswertung eines Unfalls beständig gelernt. So viel, dass die Luftfahrt inzwischen als eines der sichersten Verkehrssysteme gilt und ein großes Vorbild für andere sicherheitsrelevante Bereiche – wie etwa die Medizin – ist.
Einige meiner wertvollsten Informationen entnahm ich einem kleinen bescheidenen Buch. Es heißt Warum Sie oben bleiben. Der vielleicht wichtigste Satz darin:
Versuchte man früher »nur« so sicher wie möglich zu bauen (safe life), so baut man heute nach dem Ausfallprinzip (fail safe). Fällt etwas Wichtiges aus, so ist die Übernahme durch andere Elemente konstruktiv sichergestellt.
Warum sie oben bleiben. Ein Flugbegleiter für Passagiere. Vom Start bis zur Landung. Insel Taschenbuch 2000. Jürgen Heermann.
Ich habe meine Flugangst mittlerweile vollständig besiegt. Die größten Meilensteine auf meinem Weg waren das Flugangst-Seminar, ein Flug im Simulator, Gespräche mit Piloten und das Buch von Flugingenieur Jürgen Heermann.
Die Geschichte meiner Flugangst und 3 wesentliche Tipps habe ich auf meinem Reiseblog Julias Journeyz zusammengestellt: 3 Tipps gegen Flugangst – juliasjourneyz.com.
Julia von Secludedtime.com
Auf Secluded Time berichten Julia und Felix von ihren Reisen um die Welt. Die beiden bevorzugen Ziele abseits der Tourismusmassen und sind am liebsten auf vier Rädern sowie mit ganz viel Zeit unterwegs.
Die Angst vor dem Start
Kerosin getränkte Luft, gleißendes Licht und angespannte Hektik. Mit wackeligen Beinen laufe ich auf das gewaltige Monster zu, das dort drüben auf dem Rollfeld lauert. So langsam wird es mir bewusst: Der Moment ist nun gekommen. Ein Zurück gibt es nicht mehr.
In meinem Bauch rumort es gewaltig. In spätestens dreißig Minuten wird dieser unförmige Vogel mit mir an Bord von der Erde abheben. Zumindest hoffe ich das.
Denn was passiert, wenn das Flugzeug nicht abhebt? Wenn wir nicht schnell genug an Geschwindigkeit aufnehmen und den Absprung nicht schaffen? Was dann? Oh verflixt. Schon wieder zieht mich die Sorgenspirale tiefer und tiefer in den Abgrund. Mir wird schlecht.
Über lange Leitern werden wir in den Flugzeugbauch bugsiert. Ich bin wie ferngesteuert. Das Leben um mich herum nehme ich nur noch wie durch einen dichten Schleier wahr. Warum bitte grinsen die Flugbegleiter so breit? Die wirken so dermaßen entspannt. So, als würden wir uns gerade nicht alle auf eine zum Scheitern verurteilte Mission begeben. Was ist nur los mit denen?!
Mit Flugangst durch die Welt
Schließlich sind alle Passagiere auf ihren Plätzen angekommen. Mein Freund sitzt auf meiner rechten Seite – seine Hand muss inzwischen ganz blau sein. Und zu meiner Linken blicke ich nervös aus dem Fenster. Starten wir jetzt? Nein, natürlich nicht. Erst mal kommt die von mir überaus verhasste Sicherheitseinführung. All die Horrorszenarien – am liebsten möchte ich mir die Ohren zuhalten und laut vor mich hin summen.
Mit viel Gewackel geht es weiter zur Startbahn, wir beschleunigen. Ich schreie innerlich mit überirdischer Lautstärke und halte eine gefühlte Ewigkeit die Luft an. Doch wir schaffen es. Meter um Meter lassen wir die Erde hinter uns. Endlich kann ich aufatmen! Erleichtert blinzle ich zu meinem Freund hinüber. Dann starte ich mein Lieblingslied, stöpsle mir die Kopfhörer in die Ohren und lehne mich zurück. Bis zur Landung ist Entspannung angesagt. Dann werde ich sowieso wieder meine ganze Kraft brauchen, um das ohne einen Nervenzusammenbruch zu überstehen.
Oft fragt man mich: „Warum tust du dir das an? Wenn deine Angst doch so groß ist, warum steigst du dann trotzdem immer wieder ein?“ Nun, die Antwort ist ganz einfach: Ich will reisen und unseren wunderbaren Planeten erkunden. Da muss die Angst eben zurückstecken. Mehr zu meiner Flugangst findest du bei uns auf dem Blog.
Tipps gegen die Angst vor dem Fliegen – eine Zusammenfassung
Da das Wesen der Angst nicht rational ist, ist es oft schwierig, sie in den Griff zu bekommen. Vielleicht hilft dir der Artikel und folgende Zusammenfassung dabei ein wenig.
Ganz wichtig ist mir zu sagen: Hole dir professionelle Hilfe, wenn sich die Flugangst auf weitere Bereiche ausdehnt. Wie etwa Bahn oder Auto fahren. Denn dann läufst du Gefahr, eine sogenannte Angststörung zu entwickeln!
Einige kleine Tricks, die dir bei Flugangst helfen können:
- trage bequeme Kleidung, damit du dich wohlfühlst
- sei rechtzeitig am Terminal, denn Stress verstärkt die Flugangst
- die Lieblingsmusik im Kopfhörer wirkt beruhigend
- der richtige Platz im Flugzeug kann helfen zu entspannen, denn auf den Sitzplätzen über den Tragflächen sind die Bewegungen des Flugzeugs am geringsten zu spüren
- ein Sitzplatz am Gang hilft, wenn du das Gefühl hast, im Flugzeug eingesperrt zu sein
- Wissen arbeitet gegen die Angst, also informiere dich
- Essen schaltet negative Gefühle oft aus und beruhigt
Ist deine Flugangst so stark, dass sie dich in deinem Leben sehr einschränkt und du deswegen auf Flugreisen sogar verzichten musst? Dann solltest du vielleicht ein Flugangstseminar besuchen.
Auf unserem Blog findest du noch weitere hilfreiche Artikel rund ums Reisen.
Werbelink: Bei einer Buchung erhalten wir eine kleine Vergütung.
Tolle Zusammenfassung. Ich bin froh, dass ich mit meiner Angst nicht alleine bin.
Liebe Grüße
Liane